Sport und Bewegung als weiches Polster – Wie körperliche Aktivität Herausforderungen und Stress bei Kindern wirksam abpuffern kann

14.08.2020 Kategorien: Bewegungsarmut, Bewegungsexperten, Familie, WissenschaftTags: , , , , ,

Michaela Trompke

Konzentrationsverlust und Erschöpfung – ein Jeder hat des Öfteren mit Stresssymptomen im Alltag, privaten Bereich oder Beruf zu kämpfen. Besonders beachtet werden sollte, dass das Stressempfinden nicht nur Erwachsene, sondern auch einen beachtlichen Teil an Kindern und Jugendlichen verschiedener Altersgruppen betrifft. Reizüberflutung, immenser Medienkonsum, Leistungsdruck oder weitere, individuelle Gründe zeichnen sich als mögliche Auslöser ab. Nicht gerade förderlich sind dabei die langandauernde, schulisch bedingte Sitzposition und der damit einhergehende Bewegungsmangel, welcher zu sozialer Isolation, Übergewicht und Konzentrationsdefiziten beitragen kann.

Die Kindheit stellt einen Entwicklungsabschnitt dar, welcher zahlreiche Reifungs- und Lernvorgänge umfasst. Dabei besteht der Handlungsbedarf nicht nur für inaktive Kinder, sondern ebenso für sportlich motivierte und agierende. Um Kindern ein höheres Maß an Gesundheit und Wohlbefinden vermitteln zu können, sind körperliche Aktivitäten unabdingbar. Unter dem Blickwinkel des Gesundheitssports kristallisieren sich zwei Kategorien mit jeweiligen Teilaspekten heraus, welche zentral für die Ausführung von Bewegungen im Alltag und im Sport sind:

Durch die Berücksichtigung der einzelnen Bestandteile beider Säulen können Sport und Bewegung bei Kindern Stress effektiv abpuffern und mildern. Stress wird als Muster unspezifischer oder spezifischer Reaktionen auf interne oder externe Reize definiert und kann sich im Verhalten oder Verhaltenspotential äußern. Dabei wird eine Diskrepanz zwischen Soll- und Ist-Zustand signalisiert, welche eine Anpassungsleistung erfordert. Stress ist dabei nicht per se negativ zu sehen. Stress kann uns antreiben und helfen, über uns hinauszuwachsen, indem wir neue Ressourcen mobilisieren. Wenn wir jedoch das Gefühl haben, dass Stress unser Handeln vollkommen bestimmt, erkennen wir die Situation als bedrohlich an.

An dieser Stelle zeichnen sich zwei Herangehensweisen für eine erfolgreiche Stressbewältigung ab. Zum einen besteht die Möglichkeit, problemorientiert zu agieren. Die grundlegenden situativen Bedingungen werden verändert, sodass Barrieren verringert oder im besten Fall vernichtet werden. Da dieses Vorgehen jedoch aufwändig und nicht immer durchzusetzen ist, kann die zweite Variante, das emotionszentrierte Handeln, Anwendung finden. Dabei werden Gefühle, welche das Stresserleben verstärken, umgeleitet und von positiven Gedanken überlappt. Besonders die körperliche Aktivität und Bewegung – sowohl im Vereins-, Freizeit- oder Alltagssport – kann einen Ausgleich zu aktuell vorherrschenden Stressempfindungen schaffen.

Zusammenfassend sollten motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten bei Sport- und Bewegungsangeboten im Fokus stehen, jedoch auch Aspekte der Entspannung sowie des Zusammenspiels körperlicher Sinne und der Schulung von Eigenwahrnehmung berücksichtigt werden. Der Körperwahrnehmung und dem Körpergefühl eine größere Beachtung zu schenken, kann nicht nur die Qualität sportlicher Aktivitäten, sondern auch die der Bewegungsabläufe im Alltag bereichern. Im Vordergrund sollte dabei die von den Kindern selbst empfundene Freude an Bewegung stehen. Durch eine sportliche Bereitschaft, welche sowohl von den Eltern, als auch von den Kindern ausgeht, werden die Chancen auf kurz- und langfristige Lernerfolge bedeutsam erhöht.

Literaturverzeichnis zum Nachlesen:

Boeckh-Behrens, W.-U. & Buskies, W. (2009). Fitness-Gesundheits-Training. Verfügbar unter https://www.rowohlt.de/fm/131/Buskies_Fitness.pdf [14.08.2020].

Kempf, H.-D. (1990). Die Rückenschule: Das ganzheitliche Programm für einen gesunden Rücken. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH. Verfügbar unter https://www.rowohlt.de/taschenbuch/hans-dieter-kempf-die-rueckenschule-das-ganzheitliche-programm-fuer-einen-gesunden-ruecken.html [14.08.2020].

Kohlmann, C.-W., Salewski, C. & Wirtz, M. A. (Hrsg.). (2018). Psychologie in der Gesundheitsförderung. Bern: Hogrefe Verlag. Verfügbar unter https://www.hogrefe.de/shop/psychologie-in-der-gesundheitsfoerderung-84518.html [14.08.2020].

Nachtigäller, T. & Pollmann, D. (2019). Fit wie ein Turnschuh oder ins Netz gegangen? sportunterricht, 5/2019, 194-199. Verfügbar unter https://www.sportfachkiosk.de/zeitschrift-sportunterricht/2019/52019/ [14.08.2020].

Ohm, D. (2017). Entspannung für Kinder. Stuttgart: TRIAS Verlag in Georg Thieme Verlag KG. Verfügbar unter https://m.thieme.de/shop/Kindererziehung/Ohm-Entspannung-fuer-Kinder-9783432102481/p/000000000294030101 [14.08.2020].

Schmidt, W. (2002). Sportpädagogik des Kindesalters. Hamburg: Czwalina Verlag.

Zack, T. (2019). Be-WEG-ung – bewegt ein Leben lang. Beleuchtung der lebenslangen Bedeutung der Bewegung sowie Beispiele aus der Praxis der Motogeragogik. motorik, 1/2019, 4-9. Verfügbar unter https://www.reinhardt-journals.de/index.php/mot/issue/view/1476 [14.08.2020].