Kreis Reutlingen führt »Bewegungspass zur frühkindlichen Motorikförderung« ein

06.02.2023 Kategorien: News

Gut für die Gesundheit und fürs Sozialverhalten: Der Landkreis Reutlingen führt den »Bewegungspass zur frühkindlichen Motorikförderung« ein. Schulungsstart war gestern in Dettingen.

Am Freitag erfolgte der Startschuss für das Projekt „Bewegungspass“ in Dettingen mit den Kindern der Kita Kegelwasen

Sehr zurückhaltend und fast schon verschüchtert kamen die Kinder vom Dettinger Kindergarten Kegelwasen am gestrigen Freitagvormittag Hand in Hand in den Susanna von Zillenhart-Saal im Bürgerhaus am Anger. Das sollte sich jedoch rasend schnell ändern, denn: Kaum waren die Luftballons ausgepackt und kaum hatte ihr Spiel vor den Augen von rund 20 Zuschauerinnen und Zuschauern begonnen, da tobten sie nach Herzenslust und mit viel Spaß miteinander. Das geschah aber durchaus koordiniert, nach Anleitung und trotzdem spielerisch. Genau so, wie es sein sollte.

»Sie testen ihre Grenzen und aus und trainieren dabei auch ihr Sozialverhalten«

Das 2016 eingeführte Konzept sei extrem erfolgreich, mittlerweile haben laut Borst rund 820 Kitas und rund 150 Vereine den »Bewegungspass« eingeführt und Vertreterinnen sowie Vertreter an den eintägigen Schulungen teilgenommen. Das habe eine Auswertung gezeigt, bei der sich auch annähernd 100 Prozent das Konzept als erfolgreich bezeichneten. Gleichzeitig seien motorische Auffälligkeiten bei den Kindern deutlich zurückgegangen, betonte Franziska Borst.

Dettingens Bürgermeister Michael Hillert hatte in seinem Grußwort hervorgehoben, dass Kinder mit Übergewicht sich in einer Abwärtsspirale befinden würden – weil mit mehr Gewicht Bewegung generell schwererfalle. Landrat Ulrich Fiedler zeigte in seinem Grußwort auf, dass Kinder ja von sich aus einem Bewegungsdrang folgen. »Wer auf einen Spielplatz geht, der sieht: Da zappelt’s, da wackelt’s und da hüpft’s ohnegleichen.« Der Bewegungsdrang sei bei Kindern einfach da, »sie testen ihre Grenzen und ihr Durchhaltevermögen aus, trainieren dabei auch ihr Sozialverhalten«, so Fiedler. Dabei sei Bewegung »die Voraussetzung, um selbstbewusst durchs Leben zu gehen«.

Grundsätzlich falsch gelaufen sei während Corona etwa die Schließung von Schulen und Sporthallen. »Dadurch fehlte der Kontakt, der Austausch, die sozialen Komponenten des Miteinanders waren nicht möglich«, hob Reutlingens Landrat weiter hervor. Die Folgen seien extrem bedenklich: »Wir erleben seitdem einen Ansturm auf die Kinder- und Jugendpsychiatrie.« Und das habe auch mit fehlender Bewegung zu tun. Umso besser, dass dem nun mit dem Bewegungspass entgegengesteuert – und auch Eltern damit angesprochen werden sollen.

»Bewegung ist die Voraussetzung, um selbstbewusst durchs Leben zu gehen«

Die 15 Vertreterinnen der Kindertagesstätten und eines Vereins erhielten gestern eine Schulung. Die Kinder der Kita Kegelwasen bekamen hingegen nach ihrer eindrucksvollen Bewegungs-Präsentation je einen der »Bewegungspässe«. In dem Heft enthalten sind 32 Bewegungsarten, die immer spielerisch angegangen und bewältigt werden sollen. Wie eine Schlange im Slalom Hindernissen ausweichen, wie ein Känguru vorwärts und rückwärts hüpfen, wie ein Affe klettern und turnen oder wie ein Krebs seine Beine in alle Richtungen bewegen – für alles gibt es einen Drachen-Stempel.

Verbunden werden die Bewegungsarten immer mit Spielen, die laut Borst selbst auf engstem Raum möglich seien. Das Konzept »soll sich durch die gesamte Kitazeit ziehen«, sagte Borst. Kinder sollen spielerisch an Bewegung herangeführt werden – um damit die Freude am Laufen, Springen, Hüpfen zu wecken und das möglichst bis ins hohe Alter. Denn: Auch aus Erfahrung von Ulrich Fiedler und Michael Hillert lasse die Bewegung mit zunehmendem Alter stark nach. (GEA)