Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen leidet an Bewegungsmangel. Um Kinder möglichst früh den Spaß an Bewegung zu vermitteln, gibt es nun auch in Lörrach den Bewegungspass für Kinder.
Auch in Lörrach ist Übergewicht bei Kindern ein Problem, berichtet Laura Dold, Sportkoordinatorin der Stadt, bei der ersten Schulung für pädagogische Fachkräfte aus Kindertagesstätten und Vereinen in der Sporthalle Tumringen statt. 7,9 Prozent der Kinder seien übergewichtig, 2,9 Prozent sogar adipös. Bei der Grobmotorik, also der Bewegungsfähigkeit, zeigten sogar 29,7 Prozent der Lörracher Kinder Auffälligkeiten bei der Einschulung. „Das lässt aufhorchen“, so Dold. So sei Bewegung auch für die kognitiven, emotionalen und sprachlichen Fähigkeiten wichtig..
Nicht einmal die Hälfte bewege sich eine Stunde pro Tag
Bundesweit sieht es nicht besser aus, wie Andi Mündörfer, Leiter Bewegungsförderung und Sportentwicklung der Stadt Stuttgart, aus einer Studie zitiert. Nicht einmal die Hälfte der drei bis sieben Jahre alten Kinder bewege sich eine Stunde pro Tag. Mit zunehmendem Alter falle der Anteil sogar auf unter ein Viertel, Mädchen bewegten sich sogar noch weniger als Jungen. Dieser Entwicklung soll nun gegengesteuert werden.
Der Bewegungspass für Kinder zwischen zwei und sieben Jahren reihe sich in ein breites Angebot an Praxisimpulsen, so Carolin Eichin von der Jugendhilfeplanung des Landratsamtes. Dabei sei dieser nicht nur für Kinder anregend gestaltet, sondern zugleich für pädagogische Fachkräfte unkompliziert umsetzbar. Insgesamt 32 Bewegungsformen in den Bereichen Fortbewegung, Stabilisierung und Ballsport stehen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Auswahl. Ziel sei es, auf den Stärken der Kinder aufzubauen, so Mündörfer. Vorrangig gehe es um offene und freiwillige Bewegungsangebote. Gezielte Übungen seien eher unterstützend gedacht.
Bewegungspass soll Impulse setzen
Auch die Sportvereine beteiligen sich. „Wir freuen uns, dabei zu sein“, so Ilka Hoffmann von der Badischen Sportjugend Freiburg. Mit dem Bewegungspass wolle man auch den Austausch zwischen den Kindertagesstätten und den Sportvereinen fördern und sich gemeinsam gegen das Problem des Bewegungsmangels engagieren. „Kinder sind die Erwachsenen der Zukunft“, betonte Lisa Garcia Campoy von der AOK Hochrhein – Bodensee. Der Bewegungspass könnte Impulse setzen, Bewegung frühzeitig in den eigenen Lebensstil mit aufzunehmen. Kaum seien Kinder selbstständig auf zwei Beinen unterwegs, würden sie oft schon wieder gebremst, erläuterte Mündörfer: Sie werden im Buggy oder auf dem Kindersitz fixiert und bekommen entsprechend wenig Bewegung. „Das ist ein riesiges Problem.“
Umso mehr freue er sich über das rege Interesse am Bewegungspass. Die insgesamt drei Schulungen im Frühjahr sind bereits ausgebucht, inklusive Warteliste. Allerdings ist für den Herbst eine weitere Schulung geplant, ein Termin steht noch nicht fest. Der Bewegungspass soll nicht nur zu mehr Bewegung bei den Kindern führen, sondern auch zum Spaß an Bewegung überhaupt anregen. „Spaß ist das Wichtigste“, so Mündörfer. Wenn Bewegung mit positiven Gefühlen verknüpft sei, bleibe der Spaß am Sport auch in späteren Lebensjahren erhalten.